Arbeitspapier „Innenstadt Zeitz“
der Freien Wähler Zeitz e.V.
Ausgangssituation
Die Innenstadt von Zeitz verstehen wir im Gebiet der Straßen:
Domherrenstraße, Schloßstraße, Rahnestraße, Messerschmiedestraße, Michaeliskirchhof, Braustraße, Fischstraße, Roßmarkt, Kramerstraße, Neumarkt, Wendische Straße, Judenstraße, Schützenstraße, Weberstraße, Parzellenstraße, Kalkstraße, Voigtstraße, Altmarkt und Brüderstraße.
Die Innenstadt von Zeitz ist im Jahr 2013 geprägt durch:
hohen Leerstand im Wohnbereich,
geringer Kunden- und Besucherfrequenz sowie
hohen Leerstand an Einzelhandelsflächen
Ziel eines Stadtmarketingkonzept muss es daher sein, die Situation in diesen drei Problemfeldern zu verbessern. Wir verstehen das Stadtmarketing als einen ständigen Prozess zwischen den Bürgern und der Kommune. Daher ist zum Anfang im Dialog mit den Akteuren ein Zielfindungsprozess durchzuführen. Wichtig ist die Betrachtung aus den Blickwinkeln aller Beteiligten wie z.B. der Anwohner, Hausbesitzer, Kulturschaffenden, Gastronomie, Kunden oder auch Touristen.
Daher betrachten wir in der Beschreibung der Situation die Sichtweise potentieller Anwohner und Unternehmer. Die Eigentümern der Gebäude der Innenstadt sind in diesen Prozess aktiv mit einzubinden, da die Mitarbeit der Eigentümer ein wichtiger Faktor für den Erfolg der Belebung der Innenstadt darstellt.
Problem 1 Wohnungsleerstand
Diesem Problemfeld messen wir höchste Priorität bei, weil durch die Bewohner der Innenstadt bzw. der innenstadtnahen Wohngebiete direkt die Besucherfrequenz erhöht wird.
Die Innenstadt als Wohngebiet - Zielgruppenanalyse
Aktuell gibt es in der Innenstadt von Zeitz ein großes freies Potential an Wohnraum. Wichtige Faktoren für die Miet- oder Kaufentscheidung sind je nach Altersgruppe unterschiedlich.
Gruppe A - Schüler und Studenten (18 bis 25 Jahre)
Da diese Gruppe in der Stadt Zeitz sehr klein ist, spielt sie eine untergeordnete Rolle.
Aktuell gibt es im Innenstadtbereich ein Kino, eine Bowlingbahn, wenig Cafes und Bars. Bildungseinrichtungen sind nicht vorhanden.
Um hier signifikante Verbesserungen zu erreichen, ist ein sehr hoher Aufwand nötig.
Um eine attraktive Wohnsituation für diese junge Bevölkerungsgruppe zu schaffen sind:
Veranstaltungen für junges Publikum durchzuführen
eine höhere Dichte an Gastronomie und auch Freizeiteinrichtungen anzubieten
Fazit:
Nur mit hohem Aufwand kann man die Innenstadt für diese Gruppe als Wohngebiet attraktiv gestalten. Daher sehen wir geringe Erfolgschancen.
Gruppe B – Familien (26 -50 Jahre)
Die Gruppe der Familien spielt eine tragende Rolle in der Entwicklung einer Stadt. Aufgrund der starken Heterogenität dieser Gruppe müssen wir hier differenzieren.
Wir nutzen in unsere Betrachtung den Indikator des Einkommens.
Hohes Einkommen:
Aktuell haben wir in der Stadt Zeitz die Tendenz, dass Familien mit höherem Einkommen in der Peripherie oder dem ländlichen Umland leben. Wegen eines hohen Investitionsbedarfs in Wohneigentum ist die Motivation für eine Verlagerung der Lebensmittelpunkts in den Innenstadtbereich gering. Aber aufgrund der demographischen Entwicklung der Region bestehen gute Argumente für die Ansiedlung in den Innenstadtbereich. Wichtig für junge Familien ist ein kinderfreundliches Umfeld, kurze Wege zu Nahversorgungs- und Freizeiteinrichtungen.
Um dieser Gruppe die Innenstadt als Wohnstandort anbieten zu können, müssen daher die genannten Institutionen im Innenstadtbereich etabliert werden. Des Weiteren besteht ein hoher Mobilitätsbedarf, so dass Wohnungen leicht mit dem PKW oder dem ÖPNV erreicht werden müssen.
Im Einzelhandel sind attraktive Geschäfte für diese Zielgruppe sehr wichtig. Außerdem steigen die Ansprüche an ein attraktives Angebote, das Einkaufsverhalten gestaltet sich bewusster. Die Gruppe der sog. LOHAS (gesundes und nachhaltiges Leben) steigt besonders in dieser Altersgruppe stetig.
Wenn man diese Gruppe als Zielgruppe ansieht, muss versucht werden, hochwertige Geschäfte im Innenstadtbereich zu etablieren.
Fazit:
Wir empfehlen die Konzentration der Bemühungen auf die Gruppe B mit hohem Einkommen.
Gemeinsam mit den Eigentümern und den politischen Entscheidern muss die Wohnungs- und Lebenssituation daher an die Bedürfnisse dieser Gruppe angepasst werden:
Freizeiteinrichtungen (attraktive Capitolbetreuung, private Musikschule)
attraktiven Einzelhandel auf die Innenstadt konzentrieren
attraktive Innenhöfe: Parkmöglichkeiten, Grünflächen, Grillplätze etc...
attraktive Markt- und Freiluftveranstaltungen
Aufwertung der Wohnungen durch Unterstützung der Hausbesitzer (z.B. durch Fahrstühle oder Balkone)
Spielgeräte im Stadtgebiet verteilt aufbauen
Mehrwert schaffen für eine Ansiedlung im Innenstadtbereich gegenüber dem Einfamilienhaus
gute Anbindung an den ÖPNV
medizinische Einrichtungen, v.a. Die Ansiedlung eines Hausarztes fördern
Untere Einkommen
Da die Stadt Zeitz mitten in einer strukturschwachen Region liegt, ist eine hohe Dichte an sozial schwachen Familien zu verzeichnen. Günstiger Wohnraum sowie günstige Einzelhandelseinrichtungen spielen einen wichtigen Rolle. Genau wie bei der Gruppe mit hohem Einkommen sind eine gute Anbindung an den ÖPNV sowie eine gute Nahversorgung ein wichtiges Argument für die Wohnentscheidung. Aufgrund der hohen Dichte an Discountern am Stadtrand ist ein hoher Aufwand nötig, um weitere Discounter zu einer Standortentscheidung für die Innenstadt zu bewegen.
Gruppe C – 50plus
Diese Generation bildet die größte Bevölkerungsgruppe in Zeitz. Diese Gruppe verändert ungern ihr Lebens- und Einkaufgewohnheiten. Die Motivation zur Veränderung der Wohnsituation kann nur durch einen erheblichen Mehrwert im Innenstadtbereich erhöht werden. Wichtig sind hier barrierefreie Wohnungen mit sehr guter Nahversorgungs- und Verkehrsanbindung sowie Parkplätze direkt an der Wohnung.
Maßnahmen zur Erhöhung der Besucher und Kundenfrequenz
Es sind folgende Maßnahmen zur Verbesserung der Attraktivität der Innenstadt von essenzieller Bedeutung.
Schaffung einer Marke „Innenstadt Zeitz“ mit einem einheitlichem Auftreten nach Außen (Corporate Design)
Sensibilisierung der Händler für ein gemeinsames Identitätsbewusstsein (gemeinsame Aktionen, gleiche Öffnungszeiten etc..) sowie die Förderung bei den Einwohnern für eine positive Einstellung gegenüber ihrer Innenstadt (Corporate Behavior)
Förderung und Durchführung von Veranstaltungen, um die Besucherfrequenz zu steigern
Bildungs- und Betreuungseinrichtungen in der Innenstadt einrichten und fördern: z.B. das Franziskanerkloster als Bildungszentrum etablieren
Ein freundliches Erscheinungsbild der Innenstadt mit Fokussierung auf Kinderfreundlichkeit schaffen
die Marke/Produkt „Innenstadt Zeitz“ in der regionalen und überregionalen Vermarktung etablieren
Ausbau eigener Medien (Michaelbote, Fernsehkanal)
Gestaltung der Parkplatz- und Verkehrssituation, so dass ein stressfreies Einkaufserlebnis geboten werden kann. (Baustellenabläufe müssen kundenorientiert geplant werden)
Erhöhung des gastronomischen Angebots
Kundenbindungsinstrumente schaffen
Schaffung eines Kontrollinstruments über die Wirksamkeit der Aktivitäten
Ämter im Innenstadtbereich konzentrieren (Stadt Zeitz, Burgenlandkreis)
Fußgängerzone in einen verkehrsberuhigten Bereich umwandeln
Die Details dieser Punkte sind mit den Akteuren (Händler, Eigentümer und Anwohner) zu diskutieren, um eine hohe Akzeptanz und Teilnahme zu erreichen.
Problem 2: Kundenfrequenz
Veranstaltungsplan
Für Veranstaltungen sollten ab Oktober 2013 bis November 2014 mindestens 40.000 EURO bereitgestellt werden: ein möglicher Veranstaltungsplan ist Anhang enthalten.
Maßnahmenkatalog
Zur Erhöhung der Kundefreundlichkeit und -Frequenz stellen wir uns folgende Maßnahmen vor:
Maßnahme |
Kosten pro Jahr in Euro |
Pflege und Begrünung der Innenstadt |
|
Permanenter „Hausmeister“ mit Ordnungsaufgabe |
|
Kinderfreundliche Innenstadt mit Spielgeräten |
|
Kostenloses Kurzzeitparken |
|
Kostenloser Shuttlebus in die Stadt am Mittwoch |
|
Kinderbetreuung für die Zeit des Besuchs der Stadt |
|
Gesamt |
Marketing:
Maßnahme |
Kosten pro Jahr |
Social Media Werbung |
2400 |
Großflächenwerbung in ZZ und der Region |
12000 |
Online Stadt TV |
6000 |
Innenstadtzeitung (12 mal im Jahr) |
24000 |
Kreative Litfaßsäule |
500 |
Homepage |
1000 |
Buswerbung |
5000 |
Gesamt |
50900 |
Kundenbindungsinstrumente
Maßnahme |
Kosten pro Jahr |
Schirmverleih |
500 |
Gutscheinsystem für alle Geschäfte und Institutionen |
1000 |
Lieferservice nach Einkauf |
8400 |
Gesamt |
9900 |
Finanzen
Zur Umsetzung dieses Konzeptes bedarf es einer finanziellen Ausstattung für die Maßnahmen und die personelle Besetzung sowie Koordination.
Folgende Kosten würden anfallen:
Maßnahmenkatalog |
Kosten pro Jahr |
Entwicklung Corporate Identety: |
22000 |
Veranstaltungen: |
40000 |
Marketing: |
50900 |
Kundefreundlichkeit: |
104000 |
Kundenbindung: |
9900 |
Personal: |
80000 |
Büro (Miete, Ausstattungen etc): |
12000 |
Gesamtkosten |
318800 |
Wir empfehlen ein Finanzierung durch die Stadt, die Eigentümer und die Händler der Innenstadt. Sicherlich wird ein Großteil durch die Stadt Zeitz geleistet werden müssen. Mit erhöhter Kundenfrequenz und steigender Anzahl der Einzelhändler würde der Betrag langfristig sinken. Wir empfehlen die Gründung einer Organisation (z.b. Verein), welcher die Mittel aquiriert und verwaltet, unbedingt an einen externen Dienstleister vergibt und den Erfolg bemißt. Der Anstieg der Umsätze und Gewinne würde u.a. auch einen positiven Effekt auf die Gewerbesteuersituation zur Folge haben.
Problem 3 Die Innenstadt als Einzelhandelszentrum
Traditionell ist die Innenstadt das Einkaufszentrum der Stadt.
Eine Dichte an Einzelhandelsflächen in der Innenstadt ist auf dem Neumarkt, der Kramerstraße, der Wendischen Straße, dem Roßmarkt, der Fischstraße, der Kalkstraße und der Brüderstraße zu finden.
Aufgrund der sinkenden Bevölkerung und der Erschließung von Einzelhandelsflächen am Stadtrand besteht insgesamt ein überdurchschnittlich hohes Angebot an Einzelhandelsfläche in Zeitz. Besonders die Innenstadt hat daran in den letzten Jahren gelitten.
Aktuell werden Kaufentscheidungen, die nicht den täglichen Bedarf betreffen, nicht in Zeitz, sondern in den Gera Arcaden, Nova Eventis, in der Innenstadt von Leipzig oder im Internet getroffen. Ziel des Innenstadtmarketings muss es also sein, neben der Kundenfrequenz ein attraktiveres Angebot an Einzelhandel in der Innenstadt von Zeitz zu schaffen. Kunden müssen einen Mehrwert haben, wenn Sie in Zeitz einkaufen.
Folgende Maßnahmen schlagen wir vor:
Unterstützung bei den Mietkosten in der Gründungsphase
Unterstützung bei der Schaffung größerer Ladenflächen (Zusammenlegung von Läden)
Zentralisierung des gesamten Einzelhandel in der „Innenstadt Zeitz“
Bindung der öffentlichen Einrichtungen an den Einzelhandel und die Gastronomie in der Innenstadt (z.B Schulbuchkauf beim Buchhandel in der Innenstadt sowie Bindung der Gastronomie in der Innenstadt bei Veranstaltungen.)
Ansprache von Unternehmen zur Gründung einer Filiale in der Innenstadt Zeitz
erhöhte Besucherfrequenzen fördern am meisten den Einzelhandel
Folgende Vorgehensweise schlagen wir daher vor:
Gemeinsam mit einer Werbeagentur ist ein Prozess über die Corporate Identity zu starten, um die Marke „Innenstadt Zeitz“ mit einem Corporate Design zu aktivieren. Als das entscheidende Merkmal der „Innenstadt Zeitz“ stellen wir uns vor, dass sie die beiden Attribute Kundenfreundlichkeit und Erlebnisstadt verbindet. Für diesen Prozess ist ein Veranstaltungsplan zu erstellen, so dass jede Woche ein bis zwei Veranstaltung in der Innenstadt stattfinden. Die Wochentage Mittwoch und Samstag stehen in unserer Planung im Vordergrund. Der Mittwoch als Markttag ist schon jetzt ein besonderer Tag für die Kunden und muss ausgebaut werden. Der Samstag bietet die Chance für Familien die Stadt zu entdecken. Permanente Maßnahmen zur Erhöhung der Kundenfreundlichkeit sind zu treffen. Damit die Innenstadthändler diesen Weg mitgehen können, sollen auch Beratungsangebote und Verkaufstrainings organisiert werden.
Alle hier beschriebene Maßnahmen wirken nur im Zusammenhang und niemals einzeln.
Zeitz den 21.05.2013